8t-Klasse schnuppert ein Semester lang Theaterluft

von BRG/BORG Telfs
12. März 2020

„Drei Tage Abwesenheit vom regulären Schulbetrieb": So lautet eine erste, nicht ganz vollständige Bilanz des Projekts rund um das Theaterstück „Die Physiker" von Friedrich Dürrenmatt. Trotz der versäumten Unterrichtseinheiten lässt sich allerdings kein bemerkenswerter Intelligenzeinbruch feststellen - kein Wunder, denn als probenbegleitende Klasse des vorher genannten Stückes nutzten wir, die 8t-Klasse, unsere Zeit sehr sinnvoll. Im ersten Semester konnten wir uns mit drei Besuchen einen tiefgreifenden Einblick in das Tiroler Landestheater verschaffen. Außerdem besuchten wir am Zeugnistag die „richtige" Aufführung von Dürrenmatts Komödie, was dem Ganzen einen würdevollen Abschluss bescherte.

Der Grundstein für dieses Ende in Anzug und Krawatte - oder zumindest in Jeans und Hemd - wurde aber im Deutschunterricht gelegt. Als Klassenlektüre wurden wir an „Die Physiker" herangeführt und nach der Lektüre des Werks beschäftigten wir uns einige Zeit mit dem durchaus ernstzunehmenden Inhalt. Es geht um die Verantwortung in der Wissenschaft. Dieses Thema wird mittels drei verrückt gewordener Physiker in einer Irrenanstalt behandelt. Einer hält sich für Newton, einer für Einstein und einer heißt Möbius. Nachdem sie der Reihe nach ihre Krankenschwestern ermordet haben, stellt sich heraus, dass alle drei im Irrenhaus zielstrebig einem Zweck nachgehen. Da mit seinen Entdeckungen ungeheuerliche Dinge möglich sind, zieht sich Möbius zurück, um die Menschheit zu schützen. Währenddessen handeln die beiden anderen als Geheimagenten, die versuchen, Möbius von ihren Geheimdiensten zu überzeugen und ihn für ihre Zwecke einzuspannen, da sie diesen schlicht für den größten Physiker aller Zeiten halten. 

Als nächsten Schritt konnten wir unsere Besuchsserie im Theater antreten. Von der Dramaturgin Christina Alexandridis geführt verschafften wir uns einen groben Überblick über das Areal und lernten sämtliche Tätigkeitsbereiche kennen. Wir lernten, dass alle Komponenten des Bühnenbilds möglichst leicht und gleichzeitig aber auch so stabil wie nötig sein müssen, damit sie innerhalb kürzester Zeit auf- und abbaubar sind. Da im Landestheater Tirol mehrere Stücke über einen längeren Zeitraum abwechselnd aufgeführt werden, ist diese Flexibilität besonders wichtig.

Im Verlauf der Führung konnten wir sogar bis in die Ursprünge der Kulissen vordringen. Die Besichtigung der Malerei war besonders interessant, da der Vater eines Mitschülers als Mitarbeiter dieser Abteilung eine hervorragende Führung vorbereitet hatte. Er klärte uns über die Tätigkeiten als Maler und Bildhauer auf und zeigte uns viele Arbeiten von vergangenen oder zukünftigen Stücken.

Der nächste Termin startete mit einem Probenbesuch auf einer der Probebühnen. Es wurde die Szene des ersten Zusammentreffens Sir Isaac Newtons mit Kriminalinspektor Richard Voß geübt. Die Schauspieler prägten sich zu Beginn noch einmal ihre Texte ein und dann ging es los auf die Bühne. Diese wurde mit provisorischen Kulissen ausgestattet, um den Schauspielern, aber auch der Regisseurin einen groben Eindruck des Bühnenbilds zu vermitteln. Interessant waren dabei vor allem die Anweisungen der Regisseurin, aber auch die Ausdauer und Flexibilität, mit der die Schauspieler immer wieder die gleiche Szene probten.

Nach etwa einer Stunde verließen wir die Probe, um rechtzeitig zum Gespräch mit dem Chefbühnenbildner Helfried Lauckner zu erscheinen. Dieser klärte uns über die Tätigkeiten in seinem Berufsfeld auf. Da wir zum Thema „Bühnenbild" einen Text für das Programmheft verfassen sollten, war dieses Treffen sehr aufschlussreich.

Bei unserem dritten Besuch hatten wir die Ehre, bei der Generalprobe zuzusehen. Der ganze Saal war außer uns, ein paar Journalisten und dem Team des Theaters fast leer und wir fühlten uns wie bei einer exklusiven Aufführung. Das Stück auf der Bühne zu erleben, hatte eine ganz andere Wirkung als es nur zu lesen und auch die von uns beobachtete Szene bei der Probe hatte sich bis zur Generalprobe noch weiterentwickelt.

Am 07.02.20 war es dann soweit, wir sahen „Die Physiker" vor vollem Haus im Tiroler Landestheater. Die Atmosphäre war großartig, es waren alle gut gelaunt und voller Vorfreude. Für viele von uns war es der erste Theaterbesuch und es war ein tolles Erlebnis, auch wenn manche Spannung natürlich nicht mehr vorhanden war, da wir die Generalprobe schon gesehen hatten.

Das Theater als probenbegleitende Klasse zu besuchen, war eine großartige Möglichkeit, das Tiroler Landestheater und den Theaterbetrieb generell kennenzulernen. Junge Leute gehen heutzutage kaum mehr ins Theater. Dieses Projekt vermittelt ihnen auch einmal etwas anderes als immer dieselben Blockbuster im Kino. Deshalb sind wir unserer Deutschprofessorin Carmen Lenz sehr dankbar, dass sie uns die Teilnahme an diesem Projekt ermöglicht hat und wir können es nur weiterempfehlen!

 

(Julius Haslwanter, Josef Kleiner, Johannes Krismer, 8t-Klasse)