Exkursion Grafeneck und Dachau

von Georg Schärmer
21. November 2024

Unmenschlichkeit

 

Während unseres Besuchs in Dachau ist oft das Wort „unmenschlich“ gefallen. Aber als ich mich auf dem Gelände so umgesehen habe, stellte ich mir die Frage, was das Wort überhaupt bedeuten soll. Denn alles, was wir als unmenschlich bezeichnen, ist auch von Menschenhand gemacht.

Was macht uns aber überhaupt menschlich? Sind es nicht Fehler, die uns Menschen von wilden Tieren unterscheiden? Errare humanum est? Dass wir Fehler begehen und aus ihnen lernen können? Doch wie steht es mit bewussten Fehlern? Kann man aus Fehlern lernen, die bewusst ausgeführt worden sind? Ist es das, was einen unmenschlich macht?

Unmenschlichkeit bedeutet per Definition „wider die Menschheit“. Es ist ein merkwürdiges Konstrukt gegen etwas zu arbeiten, für das man selbst steht. Sowas entspringt nur aus Angst. Oder Hass. Abgrundtiefem Hass. Aber sind das nicht auch alles menschliche Gefühle?

Es entsteht bei fast allem, in das wir Menschen uns hineinsteigern, Chaos. Und Willkür. Eigentlich genau das, woraus wir Menschen entstanden sind, je nach Richtung des eigenen Glaubens. Chaos und Willkür.

Doch andererseits verstecken wir uns wieder hinter dem Gedanken der Willkür. Dass es vorbestimmt war. Dass wir nichts dagegen tun konnten. Dass wir eigentlich gar nichts dafür konnten. Wir konnten sehr wohl etwas dafür.

Rückblickend aber gibt uns dieser unmenschliche Teil einer bereits unmenschlichen Geschichte trotzdem ein Gefühl der Hilflosigkeit. Absolute Hilflosigkeit erstickt. Und macht machtlos.

Unmenschlichkeit ist menschlich.

Aber vielleicht liegt die Lösung bei einem anderen Wort.

Vielleicht sollten wir versuchen, dem Begriff „menschlich“, eine andere Bedeutung zu geben. Eine schönere Bedeutung. Eine, die alle atmen lässt.

Annika Öfner 8b

Grafeneck
Akrostichon
Dachau
Dachau

 

 

die täter

 

sich selbst geblendet und verkauft

an große mächte, niedre taten

die eigene natur abgelegt

im namen des Verbrechens

 

zu nehmen und zu nehmen

zu stehlen und zu stehlen

 

aus freien stücken heraus

aus der überzeugung

dass der mensch

kein mensch mehr ist

 

die Schuld stets abgestritten

von sich selbst distanziert

so weit entfernt von dem

was opfern die heimat bedeutet

 

aufs feld hinaus geflohen

vor richtern ihrer taten

nicht alle ungetilgt

aber die schandtat ist getan

 

damit durchgekommen sind sie

und werden es auch wieder

wenn der mensch beschließt

kein mensch mehr zu sein

 

wenn andere vergessen

 

wenn der mensch nicht mehr

als mensch gesehen wird

 

Simon Fröch 8b