Exkursion Grafeneck und Dachau
Unmenschlichkeit
Während unseres Besuchs in Dachau ist oft das Wort „unmenschlich“ gefallen. Aber als ich mich auf dem Gelände so umgesehen habe, stellte ich mir die Frage, was das Wort überhaupt bedeuten soll. Denn alles, was wir als unmenschlich bezeichnen, ist auch von Menschenhand gemacht.
Was macht uns aber überhaupt menschlich? Sind es nicht Fehler, die uns Menschen von wilden Tieren unterscheiden? Errare humanum est? Dass wir Fehler begehen und aus ihnen lernen können? Doch wie steht es mit bewussten Fehlern? Kann man aus Fehlern lernen, die bewusst ausgeführt worden sind? Ist es das, was einen unmenschlich macht?
Unmenschlichkeit bedeutet per Definition „wider die Menschheit“. Es ist ein merkwürdiges Konstrukt gegen etwas zu arbeiten, für das man selbst steht. Sowas entspringt nur aus Angst. Oder Hass. Abgrundtiefem Hass. Aber sind das nicht auch alles menschliche Gefühle?
Es entsteht bei fast allem, in das wir Menschen uns hineinsteigern, Chaos. Und Willkür. Eigentlich genau das, woraus wir Menschen entstanden sind, je nach Richtung des eigenen Glaubens. Chaos und Willkür.
Doch andererseits verstecken wir uns wieder hinter dem Gedanken der Willkür. Dass es vorbestimmt war. Dass wir nichts dagegen tun konnten. Dass wir eigentlich gar nichts dafür konnten. Wir konnten sehr wohl etwas dafür.
Rückblickend aber gibt uns dieser unmenschliche Teil einer bereits unmenschlichen Geschichte trotzdem ein Gefühl der Hilflosigkeit. Absolute Hilflosigkeit erstickt. Und macht machtlos.
Unmenschlichkeit ist menschlich.
Aber vielleicht liegt die Lösung bei einem anderen Wort.
Vielleicht sollten wir versuchen, dem Begriff „menschlich“, eine andere Bedeutung zu geben. Eine schönere Bedeutung. Eine, die alle atmen lässt.
Annika Öfner 8b
die täter
sich selbst geblendet und verkauft
an große mächte, niedre taten
die eigene natur abgelegt
im namen des Verbrechens
zu nehmen und zu nehmen
zu stehlen und zu stehlen
aus freien stücken heraus
aus der überzeugung
dass der mensch
kein mensch mehr ist
die Schuld stets abgestritten
von sich selbst distanziert
so weit entfernt von dem
was opfern die heimat bedeutet
aufs feld hinaus geflohen
vor richtern ihrer taten
nicht alle ungetilgt
aber die schandtat ist getan
damit durchgekommen sind sie
und werden es auch wieder
wenn der mensch beschließt
kein mensch mehr zu sein
wenn andere vergessen
wenn der mensch nicht mehr
als mensch gesehen wird
Simon Fröch 8b