Grußworte Altbürgermeister Helmut Kopp

50 Jahre Gymnasium Telfs
Von Helmut Kopp, Altbürgermeister von Telfs
1965 kandidierte Landeshauptmann Eduard Wallnöfer, nachdem er die Periode des plötzlich verstorbenen Dr. Tschiggfrey übernahm, zum Tiroler Landtag und es war seine Art, zu Landtagswahlen ein Schwerpunktregierungsprogramm anzubieten, indem er den Ausbau von Bezirkskrankenhaus, Landeskrankenhaus, Straßenbau, E-Wirtschaft, regionaler Pflege und Altenheim sowie die Intensivierung der Mittelschulen in den zentralen Standortgemeinden Tirols anbot.
Der amtierende, legendäre Bezirkshauptmann HR Dr. Albert Nöbl bildete deshalb für unsere Region einen Ausschuss, dem auch die Dr. Aloys Weißenbach-Stiftung angehörte und die mit den Bürgermeistern Achammer (Telfs) und Mader (Oberhofen) sowie LA Dr. Franz Kranebitter, Reg.Rat Klocker und Emil Ladstätter, die sich mit diesem Thema befassten, Empfehlungen erarbeiteten. Unsere Region traf dies relativ überraschend, zumal wir mit den Grundaufgaben Hauptschule, Volksschule, Sonderschule und Polytechnikum räumliche Probleme hatten und diese Schultypen in dem damals vom Raumangebot halb so großen Einberger-Schulzentrum abwickelten. Dennoch starteten in diesen engen Raumverhältnissen sowohl die Handelsschule als auch die Oberstufe unseres Gymnasiums, wobei die wenigen Fachklassen zu normalen Schulräumen umfunktioniert wurden, die Schulleiter mit den Grundschulleitern ihre Leiterbüros teilten und das Konferenzzimmer für alle ProfessorInnen und LehrerInnen dienen musste.
Ich selbst war gelernter Drogist, absolvierte die Handelsakademie und war bis 1965 geprüfter Berufsschullehrer für die Fachgruppe 1 der kaufmännischen Berufsschulen und kandidierte 1968 unter DI Franz Kranebitter zum Gemeinderat. In der Vorbereitung für das zu gründende Bundeschulzentrum durfte ich bei den Verhandlungen in Wien mit Bgm. Achammer teilnehmen, in denen die Voraussetzungen, die die Gemeinde Telfs anbieten musste, ausverhandelt wurden. Dies waren unter anderem: die Bereitstellung von 20.000 m² baureifem Grund, die Funktion als durchführender Bauherr zu übernehmen, die Dienstposten der Professoren mit Dienstverträgen durch die Gemeinde zu tragen, als durchführender Generalbauunternehmer die VOEST-Alpine zu akzeptieren und das Projekt des Bundes nach den Architekten Buchrainer, Cede und Helmut Thielmann durchzuführen und in der Kompetenz des Bundes Landesbaudirektor DI Dietmar Hosp und den Telfer Ingenieur Gerhard Stolz zu beauftragen.
Im Einberger-Schulzentrum wurde es mehr als eng und so siedelte unsere Gemeinde den Neubau beider Hauptschulen in die Weißenbachgasse aus und verbesserte damit die Schulraumnot.
1974 wurde ich zum Bürgermeister gewählt, der Leasingvertrag war durch Bund, Land und Gemeinde akzeptiert und die Voraussetzungen des Leasingvertrages waren nicht vorbereitet. Der durch meinen Amtsvorgänger vorgeschlagene Baugrund war der Sportplatz Emat, der meines Erachtens kein Problem löste, da meiner Meinung nach dieser Sportplatz neu bebaut werden musste und der Standort für eine regionale Schule nicht ideal war. Ich konnte mit viel Glück 30.000 m² Grundstücke einhandeln und vertauschen, sodass neben der Zusage an den Bund das Baugrundstück vorhanden war und wir nebenbei die Sportstätten-Turnhallen und den Eislaufplatz bauen konnten. Bereits im Herbst 1974 war die Bauverhandlung und nach nur 8 Monaten konnte im Herbst 1975 diese architektonisch annehmbare Schule eröffnet und bezogen werden. Bei der Eröffnung durfte ich eine kleine Ansprache halten und bezeichnete diese infrastrukturelle Institution in die Ausbildung unserer Kinder als „Jahrhundertbauwerk“.
1979/80 wurde der Aufbaulehrgang an der Handelsschule aufgenommen und damit ein Maturazweig installiert. In der Folge wurde auch die Erweiterung um die Handelsakademie ermöglicht.
Was nunmehr fehlte, war die Langform am Gymnasium, die neben Schigymnasium, Meinhardinum und Pädak Edith Stein wertvolle Dienste leistete und für uns in der Region Telfs und besonders für das Land Tirol Stift Stams eine riesige Bedeutung hat und hatte. Nachdem naturgemäß die Langform durch ca. 50 % aus unserer Region gespeist wurde, verursachte sie auch Existenzängste.
BM Dr. Elisabeth Gehrer, die bei der Schuleröffnung der HAK und des Aufbaulehrgangs anwesend war, und der heutige Abt German Erd ermöglichten eine Lösung: Unter Wahrung des Elternrechtes übernahmen die Gemeinden der Region Telfs für die Eltern der Kinder, die nach Stams gingen, das Schulgeld. Durch die Unterrichtsministerin wurden vier Bildungsschwerpunkte für Telfs und Stams angedacht und in einer Standortgemeinschaft Stams-Telfs sollten beide Standorte bei Erweiterungen diesen gegenseitig zustimmen.
Die Langzeitform startete 2002, der Engpass dieser Bundesschule war vorprogrammiert und unsere Gemeinde hat an der Westseite vier Holzfertigteilklassen errichtet, die heute als Seminarräume im Sportzentrum und als Herz-Jesu-Kirche im Moos eine Verwendung fanden. Bereits bei der Erweiterung um die Handelsakademie ist die Statik des bestehenden Schulzentrums als nichterweiterungsfähig betrachtet worden. Da die Stahlsäulen, die Fertigteilwände, die Fenster und die schlechte Isolierung vor allem auch Energieprobleme machten, war die Entscheidung der Statiker, diesen Bau abzutragen und neu zu errichten, gefallen. Das Glück für diese neuerlich enge Situation waren die Thöni Industriebetriebe, die im Industriegebiet der ehemaligen Firma Jenny & Schindler die notwendigen Räumlichkeiten zu zumutbaren Bedingungen der Republik anboten und für die gesamte Schule ein Ausweichquartier für den Neubau von 2006 bis 2008 anboten. Gleichzeitig war dies die Geburtsstunde der heute so angenommenen Schulform Lehre mit Matura (Mechatronik).
Mit 2008 wurde dieser Schulneubau feierlich eröffnet und im Rückblick ist diese Entwicklung tatsächlich eine Jahrhundertentwicklung, die nur der engen Zusammenarbeit zwischen Land, Bund und Gemeinde, dem effizienten und engagierten Arbeiten der Schulleiter und deren Lehrkörper und vor allem der Aufnahme der Eltern und ihrer Kinder zu verdanken ist.
Ich glaube, dass wir in dieser langen Zeit auch unglaublich viel Glück hatten und wünsche beiden Schulen dieses Glück auch für die nächsten 50 Jahre.
Helmut Kopp